-Anne Wächtershäuser-
Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
am Beispiel von Altenheimen in Marburg
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Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
am Beispiel von Altenheimen in Marburg-Anne Wächtershäuser-
Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
am Beispiel von Altenheimen in Marburg
 
 
   
 
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Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
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Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
am Beispiel von Altenheimen in Marburg
 
 
1 Einleitung
 
 
-Anne Wächtershäuser-
Dipomarbeit zum Thema Demenz:
Konzepte für die Betreuung dementer Menschen. 
Theoretische Modelle und ihre Umsetzung in der Praxis
am Beispiel von Altenheimen in Marburg
 
 
"Spottet meiner nicht!
Ich bin ein schwacher, kind'scher, alter Mann,
Achtzig und darüber, keine Stunde mehr
Noch weniger, und grad heraus,
Ich fürchte fast, ich bin nicht recht bei Sinnen.
Mich dünkt, ich kenn Euch, kenn auch diesen Mann,
Doch zweifl' ich noch, denn ich begreif es nicht,
An welchem Ort ich bin. All mein Verstand
Entsinnt sich dieser Kleider nicht, noch weiß ich,
Wo ich die Nacht schlief."
(William Shakespeare, König Lear. Übers. von W. H. Graf Baudissin, Stuttgart, 2001. S. 95)

Diese Beschreibung verdeutlicht sehr treffend die Auswirkung einer Demenzerkrankung, wie sie aus der Sicht des Betroffenen erlebt wird. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert die Erkrankung Demenz zusätzlich einmal erlangen würde, war allerdings bis vor wenigen Jahrzehnten kaum absehbar.

Nachdem das Thema Demenz lange Zeit kaum im öffentlichen Interesse stand, hat es sich, bedingt durch die Bevölkerungsentwicklung und die damit verbundene Zunahme von Demenzerkrankungen, in den letzten Jahren zu einer Thematik von hoher Bedeutung entwickelt. "Die Bundesregierung sieht im Thema Demenz ebenfalls eines der dringendsten altenpolitischen Probleme." (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2001b, S. 19).
Da der Großteil der Demenzerkrankungen bislang nicht medikamentös geheilt werden kann, ist vor allem eine adäquate Betreuungsform die wirksamste Therapie, um die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten oder zu verbessern. Aufgrund dieses Sachverhalts besteht die Notwendigkeit, dementengerechte Betreuungskonzepte zu entwickeln, eine Forderung, die sich unter anderem an Sozialpädagogen und Sozialgeragogen richtet. Zusätzliche Aufgaben sind die Weiterentwicklung und Einführung solcherKonzepte in die praktische Arbeit mit Demenzerkrankten sowie die Beratung von Betroffenen, Angehörigen und professionellen Pflegekräften. Die Umsetzung der Qualitätssicherung in der Dementenpflege sowie Schulungen und Fortbildungen für betreuende Personen sind ebenfalls Tätigkeiten, die im Berufsfeld Sozialpädagogik berücksichtigt werden. Das betrifft insbesondere den Sozialgeragogen, der als speziell ausgebildeter Sozialpädagoge für diesen Aufgabenbereich prädestiniert ist. Dies gilt umso mehr, da bei der Versorgung dementer Menschen die adäquate Form der Betreuung und nicht die körperliche Pflege im Mittelpunkt steht, um dieser Personengruppe eine optimale Versorgung zu bieten. Thema dieser Arbeit ist die Vorstellung und Überprüfung solcher Betreuungskonzepte.
Ziel dabei war es, sowohl einen Überblick über die Erkrankung Demenz und die Problematik in der Betreuung demenzerkrankter Menschen zu geben, als auch die verschiedenen Betreuungskonzepte im Vergleich zu beschreiben und zu diskutieren.
Zunächst werden die Auswirkungen der Krankheit Demenz aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Neben einer Beschreibung der Demenz als Krankheit aus einem medizinischen Blickwinkel wird vor allem auf die gesellschaftliche Problematik, die sich aus der Zunahme von Demenzerkrankungen ergibt, eingegangen. Berücksichtigt wurde die Sichtweise der Betroffenen, zu denen auch Angehörige und Pflegepersonal gehören, denn "Demenz" bedeutet ein persönliches Problem nicht nur für die Erkrankten und ihre Angehörigen, oft ist der Umgang mit Demenzerkrankten auch eine ganz persönliche Herausforderung für das mit der Betreuung beauftragte Pflegepersonal. In diesem Zusammenhang erfolgt auch ein Überblick über die historische Entwicklung der Pflege Demenzerkrankter.
In einem zweiten Teil werden die Ergebnisse einer empirischen Erhebung zur Betreuung dementer Menschen vorgestellt. Es wurde die Form der Dementenbetreuung in Altenheimen der Stadt Marburg untersucht, wobei der Schwerpunkt darauf lag, die Einstellung des Pflegepersonals zu Demenz und Demenzerkrankten zu erfragen und die praktische Umsetzung von theoretischen Betreuungskonzepten und deren Auswirkung zu überprüfen.
Abgesehen von der Tatsache, dass der Betreuung dementer Menschen zur Zeit im Themenkomplex "Alte Menschen in der Gesellschaft" eine vorrangige Rolle zugeordnet wird (der 4. Altenbericht, der am 17.04.2002 veröffentlicht wurde, trägt den Titel "Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger - unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen"), sind es auch ganz persönliche Beweggründe, die diese Thematik für mich interessant erscheinen lassen.
Ich konnte selbst durch eine Einzelbetreuung, verschiedene Praktika und eine Teilzeitbeschäftigung in einer Tagespflegeeinrichtung bereits einige Erfahrungen in der Betreuung dementer Menschen sammeln. Diese praktische Erfahrung zeigte mir sehr deutlich, dass sich der Umgang mit dementen Menschen ohne fundierten theoretischen Hintergrund nicht nur unerwartet schwierig gestalten kann, sondern dass hieraus auch sehr schnell Gefühle der Hilflosigkeit und der Überforderung resultieren können. Ich halte aufgrund meiner eigenen Erfahrungen adäquate Betreuungskonzepte für außerordentlich wichtig, um ein grundlegendes Verständnis für die Erkrankung und den Erkrankten zu entwickeln, so dass Betreuer einen leichteren Zugang zu Demenzerkrankten finden und sinnvolle Betreuungsstrategien einsetzen können. Dadurch ergeben sich nicht nur sehr positive Auswirkungen für die betroffenen dementen Menschen, die sich in einem gesteigerten Wohlbefinden zeigen, auch die betreuende Person kann sehr von sinnvollen Betreuungskonzepten profitieren, wenn die Betreuung Demenzerkrankter als eine erfüllende Arbeit erfahren wird.

Obwohl schon lange bekannt ist, dass eine adäquate Betreuung dementer Menschen entscheidend zur Lebensqualität der Betroffenen und der Arbeitszufriedenheit der Betreuenden beiträgt und brauchbare theoretischeKonzepte vorhanden sind, vermisst man leider in der praktischen Anwendung ihre breite Umsetzung und Überprüfung.
Der Stand der nicht-medizinischen Forschung zum Thema Demenz ist insgesamt betrachtet nicht ausreichend. Das liegt zum einen daran, dass der Erkrankung bisher zu wenig Beachtung geschenkt wurde, zum anderen konzentrierte sich die Forschung sehr stark auf die medizinischen Aspekte der Demenz mit dem Ziel, eine medizinische Therapie anbieten zu können.
Die bisher durchgeführten Studien im nicht-medizinischen Bereich belegen jedoch die Erfolge einer an die Bedürfnisse dementer Menschen angepassten Pflege bzw. Betreuung, besonders in Hinsicht auf ein gesteigertes Wohlbefinden der Erkrankten und einer positiven Beeinflussung des Krankheitsverlaufs. Untersuchungen zur Betreuung Demenzerkrankter belegen aber auch, dass die Betreuungsform, besonders in stationären Einrichtungen, noch stark verbesserbar ist.
Deshalb wurde eine empirische Untersuchung in Altenheimen in die Arbeit integriert. Obwohl der Prozentsatz der dementen Heimbewohner in den letzten Jahren stark angestiegen und das Pflegepersonal täglich mit der Betreuung dementer Menschen konfrontiert ist, gibt es erstaunlich wenige Untersuchungen, in denen Pflegekräfte in der Altenpflege zu Wort kommen und Defizite in der Betreuung von Demenzerkrankten aufgedeckt werden können. Die Pfleger oder Betreuer sind letztlich aber die wichtigsten Personen im Prozess der Umsetzung adäquater Betreuungskonzepte, da sie täglich eben diese Umsetzung in die Praxis leisten müssen. Außerdem sind entsprechend ausgebildete Betreuungs- bzw. Pflegekräfte, da sich die Betreuten aufgrund ihrer Demenz selbst nur sehr eingeschränkt zu ihrer Situation äußern können, die Personengruppe, die am besten mit und für demente Menschen sprechen kann.

 
   
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